Puccini im Kontext

Syrinx Nr. 135 / Richard Müller-Dombois
Puccini im Kontext

Syrinx Nr. 135

Richard Müller-Dombois

Puccini im Kontext

Weltpanorama seiner Lebenszeit 1858–1924
Ein synchro-synoptisches Lese- und Nachschlagebuch

Für Marianna

© 2007 Syrinx-Verlag, Detmold, 176 Seiten, Format Din A4

ISBN-13: 978-3-00-020060-1

32.– € 


Über das Buch

Die hier angewandte synchro-synoptische Darstellungsweise umfasst neben dem Lebensschicksal des Komponisten Giacomo Puccini (1858–1924) alle Phänomene, die sein geschichtliches Umfeld bestimmt haben, wobei die Historie der Bildenden und der Klingenden Künste, der Sozial- und Zivilisationsgeschichte, der Geistes- und Literaturgeschichte sowie der Politik- und Weltgeschichte gleichberechtigt zur Sprache kommen.

Diese neue Sicht auf eine Epoche, deren sowohl positive wie auch negative Auswirkungen sich vielfach bis in unsere Gegenwart erstrecken, eröffnet die Möglichkeit der Wahrnehmung von Erscheinungen und Ereignissen, die in der üblichen Isolierung der Fächer bisher kaum adäquat nachvollzogen werden konnte.
Sie vermittelt durch das Zusammenwirken – oder auch Auseinandertreten – gleichzeitiger Aspekte oftmals überraschende Einblicke in Entwicklung und Verlauf der Geschichte der II. Hälfte des 19. und des I. Viertels des 20. Jahrhunderts.

Insofern ist das Buch als Lese- und Nachschlagewerk nicht nur für Liebhaber der Musik und deren Fachleute interessant, sondern auch für diejenigen aller anderen Geistes- und Geschichts-Disziplinen.
Es wendet sich, nicht zuletzt mit seinen zur Eigenaktivität anregenden Kommentaren, an alle, die sich für die Schicksale der Menschheit interessieren und Antwort auf vielfältige Fragen suchen.


Vorwort

Ausgehend von der unwiderlegbaren Tatsache, dass Puccini neben Mozart, Wagner, Verdi und Strauss zu den fünf Hauptrepertoire-Stützpfeilern der Opernbühnen der Welt gehört, und dass sein Werk vom Publikum aller Kulturvölker wie von den unzähligen beteiligten Sängern und Musikern seit nunmehr weit über 100 Jahren ohne Unterbrechung geschätzt, verehrt und geliebt wird, wird hier der Versuch unternommen, sein Leben und Schaffen in einen allgemeinen Zusammenhang und damit in ein neues Licht zu rücken.

Dabei soll von den üblichen, mehr oder weniger zutreffenden, oftmals geradezu peinlichen Wertungen und Abwertungen, wie sie die einschlägige Puccini-Literatur in einmalig auffälliger Weise bietet, nach Möglichkeit gänzlich abgesehen und in aller gebotenen Kürze berichtet werden, wie sein Schicksalsweg als schöpferischer Mensch verlaufen ist.

Auch die in synchro-synoptischer Darstellungsweise vor Augen geführten anderen Bereiche menschlichen Tuns und Erleidens, völlig unabhängig davon, ob sie ihn nun direkt, indirekt oder gar nicht berührt haben, sollen hier gleichberechtigt zur Sprache kommen, um ein möglichst vollkommenes und lebendiges Zeitbild in den Blick zu bekommen.

Das hier angewandte Verfahren setzt demnach methodisch fort, was in der 2004 erschienenen Arbeit über Friedrich Kuhlau *) begonnen wurde, nämlich die Leit-Person konsequent und umfassend in ihren historisch bedingten Zeitrahmen zu setzen.

War es dort die Epoche der Französischen Revolution,
der Napoleonischen Eroberungen, der Hochblüte der Klassik und frühen Romantik, der frühindustriellen Entwicklungen, der politischen Restauration und des Biedermeier, eine Epoche, die mit dem Tode Goethes (und Kuhlaus) im Jahre 1832 zunächst abgeschlossen wurde, so ist es hier das anbrechende Zeitalter der eigentlichen Neuzeit, die 1833 begann und mit ihren vielfältigen Erscheinungen wie Positivismus und Säkularisierung, ihren rasanten naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritten, dem zunehmenden Nationalismus und Imperialismus, dem Kapitalismus und den sich verschärfenden sozialen Problemen bis hin zum I. Weltkrieg und zur Russischen Revolution mit ihren auch künstlerischen Brüchen und Krisen unsere Welt entscheidend geprägt hat.

Und so endet die vergleichende Darstellung der Ereignisse 1924 mit dem Tode Puccinis als Bild einer Epoche, die das fortschreitende 20. und 21. Jahrhundert in weitreichender Weise vorbereitet hat.

Die Verbindung aber der Jahre 1833 bis 1858, in der die Jahres-Synopsen beginnen, wird durch vergleichende Übersichten hergestellt, die zugleich als thematische Einleitung dienen.

Zum praktischen Gebrauch des Buches sei vermerkt, dass es sowohl vertikal als auch horizontal gelesen werden kann, dass aber der volle Gewinn sich erst dann einstellen dürfte, wenn die sonst allenfalls vereinzelt und unverbunden wahrgenommenen Phänomene in ihrer konvergierenden oder divergierenden, oftmals aber geradezu überraschenden und unerwarteten Gleichzeitigkeit erkannt und verinnerlicht werden. Der tiefere Sinn der Synchro-Synopse liegt jedoch in erster Linie darin, nicht nur an musikalischen Fakten und Fragen, sondern auch an solchen der Bildenden Künste, der Sozial- und Zivilisationsgeschichte, der Geistes- und Literaturgeschichte sowie der Politik- und Weltgeschichte, kurz an allen Fakten und Fragen der historischen Allgemeinbildung interessierten Lesern ein umfassendes Bild zu vermitteln und nicht zuletzt zur eigenaktiven Weiterarbeit anzuregen, wozu die Anmerkungen des Verfassers nur den jeweils aktuellen Anstoß geben sollen.

Besonderer Dank gebührt auch diesmal meinem ehemaligen Schüler Rüdiger Herrmann, der sich liebenswürdigerweise der Durchsicht und, wo nötig, der Korrektur des vorliegenden Textes angenommen hat.

Detmold, 2007
Richard Müller-Dombois

*) Der deutsch-dänische Komponist Friedrich Kuhlau.
Klassik und Frühromantik im Kontext der geistigen, sozialen und politischen Bewegungen Europas. Ein synchro-synoptisches Lese- und Nachschlagebuch.

Detmold, 2004
Richard Müller-Dombois