Les Folies d’Espagne

Marais "Les Folies d’espagne" / Hohe Schule des Rhythmus Band I
Marais „Les Folies d’espagne“ / Hohe Schule des Rhythmus Band I

Syrinx Nr. 58

Marin Marais
LES FOLIES D’ESPAGNE

Richard Müller-Dombois
Hohe Schule des Rhythmus Band I

für zwei Flöten gesetzt / Zwei Spielpartituren

22.– €

Mit Abdruck der Quelle
Meinem Freund Karlheinz Zöller gewidmet

E-Mail an Syrinx-Verlag

Vorwort 

Während in der Allgemeinen Lehre von der Musik (Komposition und deren Analyse) der Begriff des Rhythmus zu der Trias Melodie und Harmonie zählt, gehört der Begriff Rhythmus in der Lehre der musikalischen Darstellung (Interpretation und deren Voraussetzungen) zu der Vierheit Intonation, Phrasierung und Artikulation. 
Die eindringliche Vermittlung von Musik, also die Erweckung des „toten“ Textes zu klingendem Leben, muß sich dementsprechend immer an der Qualitätenfolge Intonation /Rhythmus /Phrasierung /Artikulation orientieren. Diese vier Elemente sind die grundlegenden Gestaltungsmittel des ausübenden Musikers; an ihnen wird sein Können gemessen, an ihnen offenbart sich seine Verständnistiefe für die von ihm vermittelte Musik, wobei der jederzeit kontrollierte Umgang mit der Intonation die alles entscheidende Basis darstellt. Intonation ist nicht alles, aber ohne Intonation ist alles nichts: dieser Satz gilt ganz besonders für die Flöte in ihrer exponierten Situation als Instrument der vorwiegend höheren Lagen. Und da diese vier musikimmanenten Qualitäten etwas Lebendiges sind, müssen sie ebenso gelehrt, gelernt und konsolidiert werden wie die instrumentaltechnischen und tonlichen Fähigkeiten.

So erscheint es folgerichtig, daß der Syrinx-Verlag nach den Hohen Schulen der Phrasierung, Artikulation und Intonation nunmehr als vierten und letzten Beitrag zur Interpretationslehre eine Hohe Schule des Rhythmus folgen läßt. Die Erfahrung lehrt, daß der Schritt vom rein instrumentalen Können zur musikalischen Anwendung des Könnens oftmals Schwierigkeiten verschiedener Art und Gewichtung bereitet, da es gerade für diesen Schritt zu wenig gezielt angebotenes Anschauungs- und Trainingsmaterial gibt. Phrasierung und Artikulation erschließen und erlernen sich am besten mit Hilfe von Beispielen aus der Vokalliteratur, Intonation und Rhythmus dagegen mit Hilfe von besonders ausgewählten Beispielen aus dem Bereich der Instrumentalliteratur. Und dies vorrangig im engagierten Zusammenwirken gleichgerichteter Partner.

Der Begriff Rhythmus ist vielschichtig und sein Anwendungsbereich ungemein vielfältig. Er schließt überdies auch die Probleme des jeweils „richtigen“ Tempos mit ein. Ohne Anspruch auf auch nur annähernde Vollständigkeit gibt die Hohe Schule des Rhythmus Beispiele für diese Vielfalt im 18. Jahrhundert, die vom freien Umgang mit den einzelrhythmischen Elementen bis hin zu äußerster rhythmischer Disziplin, von verhältnismäßig freier Gestaltung des Zeitmaßes bis hin zu geradezu metronomischer Tempo-Penibilität gehen kann. Zu beherzigen ist dabei, daß Rhythmus in der Ausführung auch immer „Organisation“ bedeutet, was heißt, daß der Zusammenhalt und das Zusammenspiel aller Beteiligten jederzeit einwandfrei und bruchlos gewährleistet sein muß. Auf exakt diese Forderung bezieht sich der berühmte Ausspruch des Dirigenten Hans von Bülow: „Am Anfang war der Rhythmus“, der nichts anderes besagen will, als daß das rhythmische Empfinden die Kardinaltugend jedes Musikers zu sein habe, der in einem wie auch immer besetzten Ensemble mitzuwirken die Absicht hat. 

Möge die Hohe Schule des Rhythmus dazu beitragen können, diejenigen Fähigkeiten zu trainieren, die für das Zusammenwirken zweier, dreier oder vierer Partner ebenso unerläßlich sind wie für jedwede Mitwirkung im Kammerensemble oder vollbesetzten Orchester. Auch hier wiederum zur Genugtuung der Ausführenden selbst wie auch zur Freude ihrer geneigten Hörer. 

Detnold, im August 1998
Richard Müller-Dombois 

Preface

In general music theory (composition and analysis) the concept of rhythm forms a trio with melody and harmony. In the theory of musical performance (interpretation and its prerequisites), however, it belongs to a quartet of elements along with intonation, phrasing, and articulation. 
Music is created with the four basic elements of intonation, rhythm, phrasing, and articulation, and to express music forcefully, i.e., to give life to a „dead“ text in the form of sound, musicians must orient their performance accordingly. Indeed, musical performance and ability are judged and the depth of musical understanding is revealed through these qualities. At all times, however, intonation is the most important. It has been said that intonation isn’t everything, but without intonation everything else is nothing: this applies in particular to an instrument such as the flute whose sound is always exposed because of its high register. These four elements are essential to bring music to life, and so they must be taught, learned, and internalized just as instrumental technique and tone quality must be. 

After publishing the volumes on the Art of Phrasing, Articulation, and Intonation, it seemed logical for Syrinx-Verlag to join to them the fourth and last contribution to Interpretation theory, The Art of Rhythm. Experience has taught us that the step from purely technical ability to real musicianship is often a difficult one, since not enough preparatory illustrative and training materials are available. Phrasing and articulation are most accessible and easiest to learn through examples from the vocal literature, intonation and rhythm through specially selected excerpts from the whole of the instrumental literature; and, of course, learning is most effective when working together with individuals who have common interests. 

The concept of rhythm is very complex and can be applied in many and various areas. It even touches on problems of selecting appropriate tempi. Though The Art of Rhythm can never even begin to present all aspects of rhythm, it does offer a variety of examples of the 18th century, ranging >from free execution of individual rhythms to extreme rhythmic discipline and from relatively free expression of meter to virtually metronomic tempo. One must take to heart that the execution of rhythm always implies „organization“, which, means that performers must stay together and play together at all times and under all circumstances. It was just this that the famous conductor Hans von Bülow meant when he said: „In the beginning was rhythm…… which states nothing less than that sense of rhythm must be the cardinal virtue of any musician who wishes to play or sing in any ensemble. 
lt is our hope that The Art of Rhythm will be helpful in schooling those abilities which are essential for chamber or even orchestral musicians. May it provide satisfaction to the musicians and help bring pleasure to those who are listening. 

Detmold, August 1998
Richard Müller-Dombois 

Translation: Sherryl Sundell