Hohe Schule der Phrasierung Band I Die Zauberflöte

Syrinx Nr. 16 / Hohe Schule der Phrasierung Band I
Die Zauberflöte (4 Flöten)
Syrinx Nr. 16 / Hohe Schule der Phrasierung Band I
Die Zauberflöte (4 Flöten)

Syrinx Nr. 16

Richard Müller-Dombois

Hohe Schule der Phrasierung

32 Opern-Arien von W. A. Mozart für vier Flöten gesetzt
in Memoriam Marcel Moyse

Band I  Die Zauberflöte
8 Arien / Partitur und 4 Stimmen

4 Flöten

26.– €

E-Mail an Syrinx-Verlag

Inhalt:

Nr. 1 Arie des Papageno „Der Vogelfänger bin ich ja“ 
Nr. 2 Arie des Tamino „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“
Nr. 3 Arie des Tamino „Wie stark ist nicht dein Zauberton“
Nr. 4 Arie der Königin der Nacht
„Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ 
Nr. 5 Arie des Monostatos „Alles fühlt der Liebe Freuden“
Nr. 6 Arie des Sarastro „In diesen heil’gen Hallen“
Nr. 7 Arie der Pamina „Ach ich fühl’s, es ist verschwunden“
Nr. 8 Arie des Papageno „Ein Mädchen oder Weibchen“

Hörbeispiele:

„Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“
„In diesen heil’gen Hallen“

Vorwort

Richtiges Phrasieren, d. h. interpretierendes Verdeutlichen der zusammengehörigen Sinnglieder im musikalischen Gesamtablauf, ist mehr als das Atmen an der jeweils richtigen Stelle. Es beinhaltet vor allem den Umstand, daß innerhalb einer lebendig gestalteten Phrase so gut wie kein Ton dem anderen hinsichtlich Stärke und Intensität gleich ist, ein Gestalten, welches jedoch das genaue Erfassen des organischen Auf und Ab der jeweiligen Phrase voraussetzt. Dieser Umstand ist für den erfahrenen Musiker nichts unbedingt Neues. Instinktiv erfaßt er musikalische Sinnzusammenhänge, um die von ihm zum Leben erweckten Noten in eine vom Hörer nachvollziehbare Ordnung zu bringen.
Wo aber kann der angehende Instrumentalist die Kunst der Phrasierung, die ja nichts anderes meint, als was man im Allgemeinen mit dem recht unscharfen Begriff “Musikalität” bezeichnet, studieren? Am besten natürlich bei den Sängern bzw. an ihrer Literatur. Vokalmusik zeigt ihre Besonderheit u. a. darin, daß sich die musikalischen Phrasen nach den Gegebenheiten des Textes zu richten haben, wenn sie verstanden werden will, wobei die drei Parameter Melodie, Harmonie und Rhythmus im Dienste der Verdeutlichung des gemeinten Inhalts stehen. Ganz besonders ist das der Fall in der Gattung Oper, die ja allgemein eine klare und direkte Sprache spricht. Rückwirkend kann der Instrumentalist seine hier gewonnenen vielfältigen Erfahrungen in seiner eigenen Literatur fruchtbar werden lassen.

Kein Geringerer als der große Flötist und begnadete Pädagoge Marcel Moyse hat dies unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, wenn er in seinem bekenntnishaften Buch “The Flute and it’s Problems” (Muramatsu, Tokyo 1973) die Summe seines reichen Musikerlebens zieht und dabei nicht müde wird zu betonen, wie er das eigentlich Essentielle seiner Laufbahn als Musiker von den großen Sängern in der Oper gelernt habe. Auch sein berühmter Notenband “Tone Development through Interpretation” (Mc Ginnis & Marx, New York 1962, 1986) zeugt von dieser Leidenschaft für die Vorbildlichkeit der vom Gesang her bestimmten Opernliteratur für die der Blasinstrumente.
Hier nun soll der Plan, der dem genannten Notenband Moyses zugrunde liegt, weitergeführt werden. Und zwar a.) durch Opernarien, die sowohl musikalisch wertvoll als auch allgemein bekannt sind, wobei der Name Mozart für beides die wohl beste Gewähr bildet; b.) durch ihre Ergänzung zum vollstimmigen Satz, wobei die 2. Stimme wesentliche Partien der realen 1. Flötenstimme des Orchesters enthält, die hier also schon mitgeübt werden können; c.) durch genaue Textierung der 1. Stimme, die der Gesangsstimme entspricht, wobei auch der jeweilige Affekt (im Ganzen) und die Ausdruckssituation (im Detail) ganz deutlich wird; und d.) durch sorgfältige Phrasierung aller vier Stimmen mittels cresc.- und decresc.-Klammern, wobei nicht die Dynamik als solche, sondern vor allem die Intensitätsabstufungen gemeint sind. Zum Training der Ton-Bildung und der Ton-Vorstellung sollten alle geeigneten Solostimmen = Gesangsstimmen in möglichst viele verschiedene Tonarten (höher und tiefer) transponiert werden.

Der Herausgeber hofft, daß hiermit ein Weg aufgezeigt wird, der die hohe Kunst der Phrasierung, die seit den analytischen Bemühungen Hugo Riemanns um die Jahrhundertwende im Laufe der Folgezeit wieder ins Abseits der reinen Intuition geraten ist, ins klare Bewußtsein all deren treten läßt, die sich um eine musikalisch-charakteristische Darstellung der von ihnen interpretierten Werke ebenso ernsthaft wie hingebungsvoll bemühen.
Schließlich setzt die Ausgabe Bestrebungen fort, die schon in der Syrinx-Edition “Unser Muggenbuch” eine Rolle spielten, nämlich Stücke der Weltliteratur für Flöte bzw. Flötenensemble zu adaptieren, zur Freude der Musizierenden wie auch ihrer Hörer.

Detmold, im September 1990
Richard Müller-Dombois


Preface

The right way to phrase, that means, the clear interpretation of all the elements of the musical whole, is more than just breathing in the correct place. It includes in particular the fact, that within a moulded, living phrase, as good as no note is the same as the other regarding volume and intensity – a form however that requires a grasp of the organic “to and fro” of the appropriate phrase.
This situation is not necessarily new for the experienced musician. He grasps instinctively the musical context in order to bring to life the music in such a way that his listener understands the underlying order. But where can the budding instrumentalist learn this “art” of phrasing, this art which means nothing more than that somewhat unclear notion of “musicality”? The best way of course is from the singer and his literature. Vocal music has it’s special nature in that the musical phrases have to follow the meaning of the text if it is to understood at all, whereby the three parameters melody, harmony and rhythm serve to clarify the context. This is the case in particular with opera, which generally has a clear and direct language. In retrospect the musician can bring to fruition his new found and multifarious experience into his own literature.

No less a man than the great flute player and gifted teacher Marcel Moyse recognized this unequivocally, and in his book “The Flute and it’s Problems” (Muramatsu, Tokyo 1973) – which is the sum of his rich musical experience, he doesn’t tire of emphasizing that the essence of his career as a musician was learnt from the great singers of the opera. His famous edition “Tone Development through Interpretation” (Mc Ginnis & Marx, New York 1962, 1986) was also prompted by his passion for taking pieces from the operatic literature as examples for the wind instrumentalist.
With Moyse’s book in mind, it is planned here to continue this ideal. In particular, (a) Opera arias have been chosen that are not only musically valuable but are also generally well known, whereby the name Mozart offers the best examples; (b) by arranging them into a fully scored movement, here the 2nd flute contains for the most part the original 1st flute part of the orchestra and can therefore also be practiced; (c) By adding the exact text of the aria, the effect as a whole and the expression of each situation in detail becomes completely clear-, and (d) through careful phrasing of each part with cresc. and decresc. signs whereby not just the dynamics as such are meant but in particular the levels of intensity. In order to train the ear to hear the tone quality and to recognize pitch and intervals, it is suggested that all suitable voice solo parts be transposed into all possible keys.

The editor hopes that a way to the art of phrasing will be shown for all those who consciously seek to interpret the musical character of a piece – a way that since Hugo Riemanns analytical efforts at the turn of the century has as a result of the subsequent times unfortunately been lost.
Finally, this edition continues the endeavours already started by the Syrinx-Edition with such tides as “Unser Muggenbuch”, namely to adapt pieces for flute or flute ensemble from the international musical literature, not only for the enjoyment of the musicians but also for his listeners.

Detmold, September 1990
Richard Müller-Dombois
(Übersetzung: Richard Donaldson)