Hohe Schule der Intonation (Flöte/Klavier)

Syrinx Nr. 20 / »Hohe Schule der Intonation« (Flöte / Klavier)
Syrinx Nr. 20 / »Hohe Schule der Intonation«
für Flöte und Klavier

Syrinx Nr. 20

Hohe Schule der Intonation
The Art of Intonation

Vierzehn sensible Stücke der Weltliteratur in vierzehn verschiedenen Tonarten auf Flöte und Klavier übertragen

Fourteen famous delicate pieces of world literature in fourteen
different keys arranged for flute and pianoforte

21,00 €

E-Mail an Syrinx-Verlag


Inhaltsverzeichnis / Table of contents:

Nr. 1 a-mollE. Grieg Solveigs Lied (Peer-GyntSuite Nr. 2)
Nr. 2 G-DurW. A. Mozart Arie (Don Giovanni)
Nr. 3 D-DurJ. S. Bach Air (3. Orchester-Suite)
Nr. 4 A-DurA. Messager Arie (Fortunio)
Nr. 5 E-DurC.M.v. Weber Arie (Freischütz)
Nr. 6 gis-mollJ. Massenet Arie (Manon)
Nr. 7 Fis-DurG. Verdi Duett (Aida)
Nr. 8 Ges-DurG. Puccini Arie (Turandot)
Nr. 9 Des-DurCh. Gounod Duett (Margarethe)
Nr. 10 As-DurC. M. v. Weber Kavatine (Freischütz)
Nr. 11 Es-DurG. Puccini Arie (Fanciulla del West)
Nr. 12 g-mollW. A. Mozart Arie (Zauberflöte)
Nr. 13 F-DurR. Schumann Träumerei (Kinderszenen)
Nr. 14 C-DurC. Saint-Saens Le cygne (Le carnaval des animaux)

Vorwort

Die klanglich günstigste dynamische Stufe der Flöte ist bekanntlich das Mezzoforte. Alles, was von dieser mittleren Ebene abweichen soll, erfordert besonderes Training. Auch die Ausgeglichenheit der drei Register versteht sich nicht von selber: ihre Homogenität (profunde Tiefe, leichte Höhe) verlangt ausdauerndes Bemühen. Dabei ist eine zuverlässig kontrollierte Binnen-Intonation die wichtigste Tugend: Jegliches Zusammenspiel mit anderen Partnern, sei es in der Vielfalt kammermusikalischer Besetzungen oder im Orchester, steht und fällt mit der Sicherheit, mit der die Intonation beherrscht wird (was natürlich für alle Instrumente gilt; nur hat der Flötist als derjenige, der meist die obere Stimme spielt, jederzeit mit der schärfsten Kritik zu rechnen).
Diese Sicherheit im Intonationsbereich ist im Wesentlichen abhängig von drei Faktoren:
1. der genauesten Kenntnis der absoluten Tonhöhe jedes einzelnen Tons innerhalb der gesamten Skala;
2. dem Wissen um die Funktion der Töne im melodisch-harmonischen Ablauf und
3. der Kontrolle der Töne im Verfolg der Phrase und der wechselnden Dynamik.

Mit anderen Worten: Da es nur ganz wenige Töne gibt, die nach dem üblichen Einstimmen auf a“ einfach so angeblasen werden können wie sie gegriffen werden, muss der Flötist genauestens wissen, in welche Richtung er zu korrigieren hat, wofür es bei aller Verschiedenheit der (Boehm-)Instrumente gewisse Gemeinsamkeiten gibt (siehe Tabelle 1).
Da die Dur-Terz im nicht-temperierten System bekanntlich gegenüber Quinte und Oktave um einiges tiefer zu intonieren ist (die Moll-Terz dagegen eher etwas höher) ist ein Wissen um die Funktion des Tones im Akkord, besonders in langsamen Abläufen, unerlässlich (die Verhältniswerte für die anderen Intervalle lauten:
gr. Sekunde: eher etwas größer, gr. Sexte und gr. Septe: eher kleiner, Quinte im Verhältnis zur Quarte: plus minus 1. Siehe Tabelle 2).
Da jede Abweichung von der mittleren Lautstärke auch die Tonhöhe beeinflusst, muss, je ausdrucksvoller die Phrasen gestaltet bzw. je mehr die dynamische Palette ausgeweitet wird, eine umso genauere Kontrolle durch das Ohr stattfinden, was wiederum bezüglich der klanglich-intonatorisch befriedigenden Realisierung die volle Trainiertheit aller Stütz- und Ansatzfunktionen voraussetzt.

Diesem Ziel, nämlich Klang, Intonation und Ausdruck in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, soll die hier vorgelegte Ausgabe dienen. Träger dieses Ziels ist die Musik selber, die die Ausführenden motivieren will, das technisch Erlernte nun auch sinnvoll anzuwenden, sie umgekehrt aber auch dazu führen soll, in ihren physiologisch-technischen Bemühungen nicht nachzulassen, um den hohen Anspruch dieser 14 ausgewählten Meisterwerke, die sich ohne weiteres auch zum öffentlichen Vortrag eignen, wirklich erfüllen zu können. Die Anordnung nach Tonarten ermöglicht das gestalterische In-den-Blick-Nehmen bestimmter Töne, wobei dem tonalen Hören eine neue Stütze und ein neuer Anreiz gegeben werden soll. Denn jede Tonart verändert die Töne und stellt sie in einen – gerade intonatorisch relevanten – neuen Zusammenhang.

Das Klavier, in seiner temperierten Stimmung an sich nicht der ideale Partner, soll hier die Abrundung im Sinne der Ganzheit geben. Im Zusammenspiel mit diesem Instrument sollte sich der Flötist immer wieder klarmachen, daß seine Intonation ein Kompromißversuch ist, reine und temperierte Stimmung miteinander zu verbinden, d. h. Daß er beispielsweise seine Dur-Terzen hier um eine Spur höher nehmen kann als im Zusammenspiel mit allen nicht „clavierten“ Instrumenten.

Detmold, im Juli 1991
Richard Müller-Dombois

 

Preface

Mezzoforte is generally regarded to be the most comfortable dynamic of the flute. Any deviation from this mean requires special training. In addition, the consistency of the three registers is not automatic: constant effort is required to ensure their homogenity (sonorous low tones, light high notes). In this respect, reliable, controlled intonation becomes the most important virtue. All ensemble playing, be it chamber music or orchestral, stands or falls dependant on the standard of intonation (this is of course true for all instrumentalists, but the flautist, who naturally plays the top voice, must constantly expect the toughest criticism).

The standard of intonation depends on three factors:
1. the awareness of the absolute pitch of every note within the scale; 2. an awareness of the melodic and harmonic function of every note, 3. the supervision of the notes in the course of the phrase and the differing dynamics.

In other words: since there are only very few notes, which, after tuning to a“, can be played without correction, the flutist has to know in which direction to correct; despite the differences between the individual (Boehm)instruments, general similarities exist (see and practise Table 1). It is generally recognised that the major third – on a non-tempered instrument – should be played flatter relative to the fifth and the octave (the minor third correspondingly some sharper). Accordingly, an awareness of the note’s function in a chord, especially in slow progressions, is indispensable (the proportions of the other intervals are: major 2nd: tendency some greater, major 6th and major 7th: tendency some smaller; perfect 5th: some greater, perfect 4th: some smaller) (see and practise Table 2). Since every deviation from mezzoforte influences the pitch of a note, expressively phrased playing – with the appropriate use of dynamics – demands minute aural supervision. This in turn, assumes well trained breathing and embouchure techniques in order to achieve the required intonational and tonal results.

This publication is designed to serve the object of attaining a balance between tone, intonation and expression. It should be regarded as a stepping stone to motivate musicians not only to make intelligent use of their technical abilities, but also not to rest on their laurels in their efforts the technical and mental demands music makes of them. These selected 14 masterpieces are in the best manner qualified for public performances. The arrangement of keys enables certain notes to be observed in different functions, which should give new incentive to the hearing of tonal music, because every key changes the notes, and gives them a new harmonic perspective.

The temper-tuned pianoforte, whilst not the ideal partner in regard to intonation, rounds off the whole. A flautist must always be aware that when he plays with pianoforte, his intonation is a compromise between pure and tempered tuning. He must play, for example, the major third a little sharper than he would with other – non tempered – instruments.

Detmold, in July 1991
Richard Müller-Dombois
Translation: Rolf Seeber